Tannhäuser
Nach sieben Jahren, in denen er sich den sinnlichen Genüssen im Reich der Liebesgöttin Venus hingab, drängt es den Minnesänger Tannhäuser zurück in das gesellschaftliche Leben, vor allem zu seiner irdischen Geliebten Elisabeth. Doch sein Anspruch, Kunst und Leben sowie erotische Lust und religiöse Liebe miteinander zu verbinden, scheitert an den starren Konventionen der bigotten Gesellschaft auf der Wartburg sowie an seiner eigenen Radikalität. Für das Libretto der 1845 in Dresden uraufgeführten romantischen Oper zog Richard Wagner literarische Fassungen mittelalterlicher Sagen von Ludwig Tieck, E. T. A. Hoffmann und Ludwig Bechstein heran. Dabei fusionierte er zwei Stoffkomplexe miteinander: den Sängerkrieg auf der Wartburg um Heinrich von Ofterdingen zu Beginn des 13. Jahrhunderts sowie die Sage des Minnesängers und Spruchdichters Tannhäuser, der beim Papst vergeblich Vergebung für seine Sünden im Venusberg gesucht haben soll. Der religiös-philosophische Dualismus von purer Sinneslust und frommer Verklärung der Liebe schlägt sich in Wagners Partitur in zwei ebenso gegensätzlichen Klangwelten nieder: Sinnlich-verführerische Klänge für Venus’ Reich und weihevolle Pilgerchöre im Diesseits, die beim zentralen Sängerfest unversöhnlich aufeinandertreffen.
Uraufführung am 12. April 2014, Staatsoper Unter den Linden Berlin