»Johannes-Passion« in Paris
Am 4. und 5. November 2024 wird Sasha Waltz' neueste Arbeit am Théâtre des Champs-Elysées gezeigt.
Im Frühjahr 2024 widmete sich Sasha Waltz im Auftrag der Opéra de Dijon der »Johannes-Passion« von Johann Sebastian Bach. 300 Jahre nach der Uraufführung des religiös konnotierten Musikwerks entwickelte die Choreographin eine szenische Aufführung unter der musikalischen Leitung von Leonardo García Alarcón. Beteiligt waren neben Tänzer:innen der Compagnie Sasha Waltz & Guests und Alarcóns Ensemble Cappella Mediterranea der Chœur de chambre de Namur, der Chor der Opéra de Dijon sowie nahmhafte Solist:innen wie u.a. Georg Nigl und Sophie Junker. Die Uraufführung fand am 22. März 2024 im Rahmen der Osterfestspiele Salzburg in der Felsenreitschule statt, bevor das Werk am 30. und 31. März 2024 an der Opéra de Dijon zu sehen war.
Sasha Waltz inszeniert mit ihrer Choreographie die »Johannes-Passion« als überzeitliche Erzählung über die menschliche Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit jenseits ihrer religiösen Implikation. Die choreographische Arbeit über die Verstrickungen von Leid und Hoffnung, Gewalt und Aufbegehren in der »Johannes-Passion« zeigen dabei auf, wie unsere Körper auch heute noch Oberflächen bilden, in die sich das (Un-)Recht einschreibt und ausdrückt, wie die Position im Raum (»rechts«, »die Richtung«) nach wie vor Ausdruck unserer Suche nach Gerechtigkeit ist. Nicht nur die universelle Sprache von Bachs Musik, sondern auch die des Tanzes kann in Zeiten der ökonomischen und politischen Krisen Brücken bauen und Hoffnung geben. In diesem Sinne bringt Sasha Waltz in Ihrer »Johannes-Passion« 11 Tänzer:innen, den Chor, die Solist:innen sowie das Orchester gemeinsam auf der Bühne in Bewegung.
Bach komponierte das Werk 1724 am Anfang eben jenes Jahrhunderts, an dessen Ende »die Bestrafung […] aufgehört [hat], ein Schauspiel zu sein« (Michel Foucault: »Überwachen und Strafen«). Während bei Bach der Mythos der christlichen Passion noch in seiner ganzen Brutalität musikalisch inszeniert wird, verschwindet in den westlichen Gesellschaften allmählich »der Körper als Hauptzielscheibe der strafenden Repression« und hört dennoch nicht auf: trotz der »Lockerung des Zugriffs auf den Körper«, »geht es doch immer um den Körper und seine Kräfte, um deren Nützlichkeit und Gelehrigkeit, um deren Anordnung und Unterwerfung«.
Johann Sebastian Bach
Sasha Waltz
Théâtre des Champs-Elysées, Paris
Sasha Waltz
Leonardo García Alarcón
Bernd Skodzig
Heike Schuppelius
David Finn
Rosa Dicuonzo, Yuya Fujinami, Tian Gao, Eva Georgitsopoulou, Hwanhee Hwang, Annapaola Leso, Jaan Männima, Margaux Marielle-Tréhoüart, Virgis Puodziunas, Orlando Rodriguez, Joel Suárez Gómez
Diego Noguera
Valerio Contaldo
Georg Nigl
Christian Immler
Benno Schachtner
Sophie Junker
Mark Milhofer
Estelle Contaldo*
Augustin Laudet*
Rafael Galaz Ramirez*
Logan Lopez Gonzales*
Cappella Mediterranea
Chœur de chambre de Namur*
Chor der Opéra de Dijon
Steffen Döring
Tristan Braun
Alessandra Defazio, Zaratiana Randrianantenaina, Yael Schnell
Tristan Braun, Alessandra Defazio
Tristan Braun
Rodrigo Calveyra
Eine Produktion der Opéra de Dijon in Koproduktion mit Sasha Waltz & Guests und dem Théâtre des Champs-Élysées.