Human Requiem
»Was den Text betrifft, will ich bekennen, dass ich recht gern das 'Deutsch' fortließe und einfach den 'Menschen' setzte.« (Johannes Brahms, 1867 in einem Brief an Carl Reinthaler, Dirigent der Uraufführung »Ein deutsches Requiem«) Im Rahmen seiner Reihe »Broadening the Scope of Choral Music« präsentiert der Rundfunkchor Berlin Johannes Brahms' »Ein deutsches Requiem« (1867) in neuem Licht: Jochen Sandig und ein künstlerisches Team aus den Reihen der Compagnie Sasha Waltz & Guests entwickeln unter dem Titel »human requiem« eine choreographierte »Verkörperlichung« des Werkes, bei der Text, Klang, Körper und Raum miteinander in Beziehung gesetzt werden. Der Chor wird in den Raum inszeniert, Sänger und Zuschauer gleichermaßen bewegt, die Trennung von Bühne und Zuschauerraum aufgehoben - das traditionelle Konzerterlebnis löst sich auf. Brahms' Requiem ist keine Totenmesse, der Text folgt daher nicht der katholischen Liturgie. Das Requiem will den Lebenden Trost spenden: Sein Thema ist die Vergegenwärtigung unserer Vergänglichkeit, die Bedeutung des Todes und der Trauer, aber auch deren Überwindung - der Blick bleibt dem Leben zugewandt. In der Gemeinschaft von Singenden und Hörenden wird diese Botschaft zu einem raumgreifenden und persönlichen Erlebnis: zu einem »human requiem«. Jochen Sandig geht es »um ein sehr unmittelbares Erlebnis, um eine Form von Demut und Bescheidenheit. Wir wollen nichts Großes. Wir wollen, dass sich die Menschen, und damit meine ich alle, den Chor, den Dirigenten, die Besucher, darauf einlassen.« Brahms' »Ein deutsches Requiem« gehört zu den Herzstücken im Repertoire des Rundfunkchores Berlin. Für die gemeinsame CD-Einspielung mit den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle gewannen der Chor und Simon Halsey 2008 einen Grammy für die »Beste Choreinspielung«. Das künstlerische Konzept sieht ein Publikum in Bewegung vor. Deshalb bleibt die Halle bei dieser Veranstaltung unbestuhlt.
Uraufführung am 11. Februar 2012, Radialsystem, Berlin